Pfeiffer, bleib bei deinen Leisten!

Vielleicht bin ich später heute abend, wenn bei Anne Will das Thema „Drillen, einsperren, abschieben: Mit Härte gegen Jugendgewalt“ diskutiert wird, das erste Mal seit langem mit Prof. Christian Pfeiffer einer Meinung. Wenigstens, wenn er seine in Interviews mit MAZ und taz geäußerte Meinung wiederholt:

taz: Herr Pfeiffer, verschiedene Unionspolitiker fordern härtere Strafen für gewalttätige Jugendliche. Haben sie damit Recht?

Christian Pfeiffer: Offensichtlich nicht. Im Jahre 1998 wurde die Strafandrohung für Körperverletzung massiv verschärft. Nach der Rechnung von Roland Koch hätten wir sinkende Raten von Körperverletzungen bei den 21- bis 25-Jährigen erleben müssen, aber das Gegenteil ist der Fall.

Und:

MAZ: Hat die Jugendkriminalität in Deutschland zugenommen?

Pfeiffer: Nein. Die Jugendkriminalität ist insgesamt leicht rückläufig. […] Dennoch: Wir verzeichnen in Dunkelfeldbefragungen ebenfalls einen Anstieg der Körperverletzungsdelikte, parallel dazu einen Rückgang der sonstigen Gewalttaten.

MAZ: Worauf führen Sie das zurück?

Pfeiffer: In München etwa haben wir bei den deutschen Jugendlichen einen Rückgang der Gewalttaten und einen deutlichen Anstieg bei den türkischen. Der Anteil der Mehrfachtäter hat sich bei den Türken seit 1988 von sechs auf zwölf Prozent erhöht, in Hannover dagegen ist er von 15 auf 7,3 Prozent zurückgegangen.

Wie kommt das?

Pfeiffer: In München gehen über 60 Prozent der jungen Türken nach wie vor zur Hauptschule. Im Gymnasium ist ihr Anteil zwischen 1998 und 2005 von 18 auf 12,6 Prozent zurückgegangen. In Hannover ist genau das Gegenteil passiert. Hier haben wir einen Rückgang der Türken in der Hauptschule von knapp 50 auf 30 Prozent, aber einen Anstieg unter den Gymnasiasten von sieben auf 15 Prozent. Entscheidend ist also die Bildungsintegration.

Ist doch Wahnsinn: Kaum beschäftigt sich der studierte Jurist und Sozialpsychologe, ehemalige Vorsitzende der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen mit seinem Fachgebiet, der Justiz, statt wie sonst mit Medienwirkungsforschung, schon kommt was Vernünftiges heraus.

P.S.: Prinzipiell aber beruhigend zu sehen, dass Pfeiffer Verbalinkontinenz inzwischen auch schon der FAZ auffällt:

Kenner der deutschen Debattenkultur fragten an dieser Stelle natürlich nach Christian Pfeiffer. Wo bleibt Pfeiffer? Der Kriminologe, der sonst immer mit von der Partie ist.

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