Deinfussballclub hat fertig

Deinfussballclub (DFC), das vorgebliche Fanmitbestimmungsprojekt bei Fortuna Köln unter der Schirmherrschaft von Sönke Wortmann, wird zum 12. Januar 2012 eingestellt. Am Ende dieses Beitrags findet ihr die Mail, die mich und die anderen Mitglieder vor zwei Stunden erreichte.

Zunächst muss ich die Betreiber loben, weil sie endlich das tun, was viele Mitglieder so wie ich seit langem fordern: Die längst als Werbelügen enttarnten Versprechungen von Mitbestimmung und Transparenz einzustellen und den Mitgliedern zu sagen, was sie wirklich für ihr Geld bekommen: Live-Streams von den Fortuna-Spielen (in sehr schwankender Qualität), sechsminütige Spielzusammenfassungen als Video (ohne Kommentar) und alle ein, zwei Wochen Chats mit Spielern oder dem Trainer, dazu noch zwei Freikarten für Heimspiele im Südstadion.

Das war’s, und genau das soll jetzt eben verkauft werden – für 40 € pro Jahr. Das ist dieselbe Summe, für die man bislang von Sönke Wortmann zusätzlich versprochen bekam, einen echten Fußballverein managen zu können.

Dieses, ihr eigenes Versprechen wird von den Betreibern in ihrer Mail schwer gedisst: Wirtschaftliche Nachteile hätten sich ergeben, weil manche Spieler und Sponsoren vor der Mitbestimmung Angst gehabt hätten und nicht zur Fortuna gekommen seien. Dazu kann ich nur sagen: Man hätte das mit der Transparenz und Mitbestimmung einfach mal ausprobieren müssen. Denn die Betreiber hatten von Anfang an Angst vor der eigenen Courage: Sobald ein Sponsor oder Spieler angesichts der Mitbestimmung auch nur eine Augenbraue hochzog, entschuldigten sie sich für ihre verrückte Idee, den Fortunafans ein Mitspracherecht eingeräumt zu haben.

Noch weniger wurde versucht, vielleicht die zum Konzept passenden Sponsoren zu finden: Unternehmen, deren Wesen die Transparenz ist oder denen es gut zu Gesicht gestanden hätte, mit Transparenz zu werben. Es muss ja nicht gleich Google sein, aber ein Beispiel wäre der Internetriese.

Nachgerade infam ist sogar die Behauptung der DFC-Macher, dass „durch diese versprochene Transparenz eine Erwartungshaltung bei den Mitgliedern entstanden ist, die auch vor den persönlichen Belangen von Spielern und Trainern nicht halt gemacht hat“. Zum einen habe ich in drei Jahren DFC niemals davon gehört, dass ein DFC-Mitglied sich um „persönliche Belange“ von Spielern oder dem Trainer geschert hätte. Wovon man allerdings sehr wohl hörte, das waren sehr persönliche Auseinandersetzungen gerade der ältest eingesessenen Fortuna-Fans mit dem damaligen Trainer Matthias Mink, die noch im Frühjahr in einer hässlichen, weil völlig unbewiesenen und zudem vereinsschädigenden, öffentlichen Kampagne von DFC-Chef Dirk Daniel Stoeveken gipfelten, der den eigenen Fans Rassismus unterstellte.

Infam ist der Vorwurf aber vor allem deswegen, weil gerade der persönliche Umgang von Fans mit Mannschaft und Umfeld zu einem definierenden Element beim SC Fortuna Köln gehört. Ein Element, das die DFC-Macher aber nie verstanden hatten. Dirk Daniel Stoeveken gab sich als glatter, durchaus smarter, jedenfalls immer lächelnder/grinsender Businessmann ohne persönliche Angriffsfläche. Sein Adlatus und Pressesprecher Burkhard Mathiak, der Zeuge von Lens, hatte mit den Fortuna-Anhängern von Anfang an ein Problem. Von ihm stammt der Spruch: „Für den Aufstieg brauchen wir keine Fans“ – der sich sogar als richtig herausstellte. Denn obwohl die Mannschaft unter Matthias Mink in der letzten Saison das Stadion fast leer spielte, gelang der Regionalliga-Aufstieg am grünen Tisch durch den Verzicht von Germania Windeck.

Die spannende Frage jetzt, nach dem Ende der DFC-Lüge, ist, wer in Zukunft eigentlich die 40 € für die angebotenen Restleistungen bekommt? Bislang hatte der SC Fortuna Köln eV einen Anteil von 30 € bekommen, 10 € verblieben bei der DFC GmbH. Ob das so bleibt? (EDIT: Laut einer Aussage von Dirk Daniel Stoeveken bleibt die Aufteilung der Gelder unverändert.)

Jedenfalls unverändert bleiben die Anteile an der Fortuna Köln Spielbetriebsgesellschaft mbH, an der die Deinfussballclub GmbH 49% hält. Und ebenfalls unverändert bleibt vermutlich das Engagement von Michael Schwetje, dem heimlichen Mäzen der ersten Herrenmannschaft des SC Fortuna. Im offiziellen Fortuna-Forum fiel schon das böse Wort vom „RB Cologne“, das angesichts der Initialen von Herrn Schwetje wahrscheinlich eher „MS Fortuna“ heißen sollte.

Fortuna Köln ist nun wieder ein ganz normaler, deutscher Fußballverein, der sich wie viele andere von einem Geldgeber bezahlen lässt, mit dessen  Geld Spieler aus aller Herren Länder zusammenkauft, um so den nächsten Aufstieg zu schaffen. Das einzige Problem ist, dass der örtliche Mäzenatenkonkurrent vermutlich um eine Null vor dem Komma schwerer ist als Michael Schwetje: Viktoria Köln schickt sich gerade an, den Durchmarsch durch die NRW-Liga zu schaffen (5 Spiele, 5 Siege), nachdem man sich erst im letzten Jahr die Verbandsliga-Lizenz vom FC Junkersdorf gekauft hatte. Auf dieses Projekt mit der hinreichenden Verachtung zu schauen, ist für den Fortuna-Fan jetzt jedenfalls ein bisschen schwerer geworden.

Die Abschiedsmail von DFC:

fortuna-koeln.de wird ab 2012 die Plattform für alle Fortuna-Fans

In den letzten Wochen und Monaten haben wir mit den Mitgliedern von deinfussballclub.de sowohl im Online-Forum, als auch direkt im Stadion viele und teilweise sehr kontroverse Diskussionen geführt.

Häufig ging es dabei um die Transparenz, die wir zum Start des Projektes versprochen hatten, aber nicht immer gewährleisten konnten. Mit steigenden sportlichen Anforderungen und einer verstärkten öffentlichen Wahrnehmung würde es auch in Zukunft sehr schwer, der aufgrund unserer Versprechungen durchaus berechtigten Erwartungshaltung unserer Mitglieder zu entsprechen.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die Abstimmungen in dem ein oder anderen Fall dazu geführt haben, dass Spieler, oder auch etwaige Partner und Sponsoren das Konstrukt „deinfussballclub.de/Fortuna Köln“ mit Skepsis betrachtet haben, oder sogar wirtschaftliche Nachteile entstanden sind.

Es hat sich gezeigt, dass absolute Transparenz in einem Fußballverein leider zu Wettbewerbsnachteilen, insbesondere bei Vertragsverhandlungen, führen kann und auch führt. Hinzu kommt die Tatsache, dass durch diese versprochene Transparenz eine Erwartungshaltung bei den Mitgliedern entstanden ist, die auch vor den persönlichen Belangen von Spielern und Trainern nicht halt gemacht hat.

Es ist davon auszugehen, dass das Procedere der Abstimmungen auch in den nächsten Jahren immer wieder dazu geführt hätte, dass wir auf Spieler oder auch Partner verzichten müssten, was der sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Fortuna schaden könnte.

Wir sind nach langem Abwägen daher zu der Erkenntnis gelangt, dass das Konzept der „Mitbestimmung und Transparenz“ im ambitionierten Fußball nicht so funktioniert, wie wir uns dies noch im Jahr 2008 vorgestellt haben.

Wir werden deshalb mit dem Ende des laufenden Vertragsjahres (12. Januar 2012) das Projekt „deinfussballclub.de“ in der bisherigen Form beenden und die Domain auf www.fortuna-koeln.de umleiten.

Wir werden aber weiterhin bestrebt sein, unseren Mitgliedern – dann unter www.fortuna-koeln.de – ein attraktives, kostenpflichtiges und natürlich auch ein kostenfreies Angebot zu bieten.

Wir behalten die wesentlichen Features von deinfussballclub.de bei, wie die Liveübertragung der Fortuna-Spiele, den Liveticker und natürlich auch die Chats mit den Spielern.

Unser Ziel ist es, für 39,95 € weiterhin einen absoluten Premiumservice zu bieten, den es so im deutschen Fußball nicht gibt.

Hier einige der Features im Überblick:

  • Live-Übertragung aller Fortuna-Spiele
  • Live-Ticker von allen Spielen
  • Chats mit Spielern, Trainern und Verantwortlichen
  • Umfangreiche Community mit Diskussionsforen, Fotoupload, usw.
  • Ausführliche Informationen rund um Fortuna Köln
  • Aktuelle Statistiken, Tabellen
  • 2 Freikarten pro Saison

Wir werden so in Zukunft alle Kräfte bündeln, um unser Ziel – die Rückkehr in den Profifußball – baldmöglichst zu erreichen und Fortuna Köln wieder dahin zu bringen, wo sie hingehört.

4 Gedanken zu “Deinfussballclub hat fertig

  1. aguacate schreibt:

    muss ich jetzt ab januar 2012 auf deine inhaltlich wie grafisch, fussballerisch wie gesellschaftlich( wenn mensch das trennen kann) ansprechenden kommentare verzichten?

  2. PeedyHH schreibt:

    Mir wird beharrlich vom Fortuna Köln Premium die Kündigung des „meinfußballclub“
    Verweigert. Mit dem Platzen der „meinfußballclub“ Blase, wurden alle Mitglieder ungefragt in Fortuna Köln Premium gewandelt.
    Diese Kartei Leichen ca.7000 Mitglieder (laut Presse Info) sind nicht zur Wandlung oder Datenfreigabe (Datenschutz) gefragt worden.
    Ebenso ist die „Mitgliedschaft“ mittels Mitbestimmungsrechtes seitens der Mitglieder über Arglistige Täuschung erworben worden.

    Erbitte die Aufforderung an den Lizenznehmer, die Mitglieder über den Kündigung Möglichkeiten zu Informieren und diese auch an zunehmen.
    Dieser Verein hat in der 3ten Liga nicht zu suchen, da ist mir RB Leipzig schon lieber da gibt es klare Regeln.

    Das wären rund 245000@ Jährliche einnahmen für nichts.
    PeedyHH

  3. @Peedy: Du hast das mitgteilt bekommen und hättest die Änderung zu einer Kündigung nutzen können – aber auch müssen, wenn du raus gewollt hättest. Wenn du jetzt Fortuna Köln Premium kündigst, dann wird das kein Problem werden, wenn du es schriftlich machst, am besten per Einschreiben. Im übrigen hast du jetzt auch wieder ein Sondernkündigungsrecht (glaube ich), weil zu dieser Saison die Liveübertragungen der Spiele wegfallen. Ich habe vor zwei Jahren regulär gekündigt. War kein Problem. Du musst halt nur aktiv werden.

Hinterlasse eine Antwort zu aguacate Antwort abbrechen