Fortuna Köln – SSVg Velbert 3-1 (0-1)

Da hat der Trainer in der Pause wohl die richtigen Worte gefunden. Oder die Mannschaft ihr Spiel wieder. Oder die Spieler ihren Arsch in der Hose. Jedenfalls stand in der zweiten Hälfte der Partie gegen die SSVg Velbert auf einmal wieder der SC Fortuna Köln auf dem Platz, der sich in der Hinrunde eine souveräne Tabellenführung erarbeitet hatte.

Auflaufen der Mannschaften

Die drei Halbzeiten zuvor im Südstadion hingegen, zwei gegen RWO und die erste gegen Velbert, gingen komplett daneben. Da sah man nicht nur albernste Abspielfehler, bei denen aus wenigen Metern unbedrängt der Mitspieler nicht getroffen wurde. Da sah man vor allem auch keinen Nachdruck in den Aktionen. Auch gegen Velbert gab es wieder viel zu viele lässig gespielte Pässe, locker zum Kollegen gechipt, und Zweikämpfe, die durch mehr als lockeres Joggen mit dem Ball von vornherein hätten vermieden werden können (I’m looking at you, Albert!), und die dann auch noch verloren gingen.

Es fehlte schlicht die Energie, mit der die Fortuna sonst den Platz zum Brennen bringt. Gegen RWO hatte Uwe Koschinat die noch versucht, von außen auf’s Feld zu brüllen – was sich während so eines Spiels aber auch erschöpft, wenn es in der 3. Minute beginnt und zwischenzeitlich in Schreiduelle mit dem eigenen Kapitän steigert.

Heute schien mir Uwe Koschinat etwas kontrollierter, wenigstens war er auf der Tribüne nicht zu hören, obwohl weniger als die Hälfte der Zuschauer im Stadion waren wie noch gegen RWO. War halt nur Velbert, war halt nur der Tabellenletzte. Diese Haltung mag auch zur läppischen Einstellung manches Fortuna-Kickers geführt haben.

Velbert präsentierte sich durchaus nicht als mutloses Schlusslicht. Warum auch, immerhin hatte die Mannschaft in diesem Jahr noch nicht verloren und aus drei Spielen fünf Punkte geholt, unter anderem gegen Schalke II. Das Konzept, mit dem Velbert zum Erfolg kommen wollte, wurde recht schnell klar: Sie standen sehr kompakt, zwei Vierereihen meist weniger als  20 Meter auseinander, und davor lauerten zwei Spieler gestaffelt auf Kontermöglichkeiten. Einer von denen war Kevin Hagemann: Kaum größer als ein Windhund, auch etwa so schnell, aber deutlich wendiger und außerdem mit besserer Ballbehandlung. Ein brandgefährlicher Spieler!

Für das Führungstor musste Velbert aber nicht mal auf einen Konter warten, sondern einfach nur ein schlechtes Zuspiel im Kölner Aufbau abfangen, den Ball nach vorne spielen, wo unversehens Ercan Aydogmus im Zentrum gegen zwei Blaue verteidigen musste. Poggenborg stürzte aus dem Tor, wurde von Denis Pozder aber locker überlupft: Führung in der 6. Minute für eine Mannschaft, die ohnehin nicht vorhatte, die Ballbesitzstatistik zu gewinnen.

Velbert jubelt über die Führung

Der Rest der ersten Hälfte war aus Fortuna-Sicht dann so zum Vergessen wie oben schon beschrieben. Man konnte als Fan nur dankbar sein, dass André Poggenborg eine weitere erstklassige Möglichkeit von Velbert entschärfte und es zur Pause nicht 0-2 stand.

Nach der Pause war dann aber endlich wieder der Zug im Spiel, der schon verloren geglaubt schien. Natürlich half dabei auch, dass zunächst Thomas Kraus schon nach zwei Minuten den Kopf in eine Ecke hielt und den Ausgleich erzielte.

Spielstandskorrektur

Nur ein paar Minuten später wurde Thomas Kraus gefoult. Eine alte Krimiweisheit sagt, dass der Täter immer an den Ort des Verbrechens zurückkehrt, so auch in diesem Fall – allerdings um das Opfer der Simulation zu zeihen. Es sah aus sehr weiter Entfernung so aus, als habe es dabei möglicherweise auch noch einen kleinen Tritt gegeben? Jedenfalls bildete man in der Folge ein sehenswertes Rudel, und abschließend würdigte der Schiedsrichter die Tatgesamtheit mit einer roten Karte für Dimitrios Pappas.

Rote Karte für Dimitrios Pappas

Fortuna benötigte danach immer noch 20 Minuten des Anrennens gegen neun blaue Feldspieler, um endlich in Führung zu gehen: Tobias Steffen (oder Thomas Kraus?) war nach einer schönen Kombination in den Strafraum eingedrungen, wurde von hinten am Arm gezogen und fiel glaubhaft genug. Aydogmus verwandelte sicher.

Nun schaltete die Fortuna kurz etwas zurück und versuchte, Velbert endlich mal kommen zu lassen. Den Gefallen taten die Niederbergischen den Kölner aber nicht. Vielmehr setzten sie weiter auf Konter, zum Glück für Fortuna erfolglos.

Kurz vor Schluss kam dann bei einem Freistoß für Velbert sogar der Keeper mit nach vorn. Der Ball flog aber weit über ihn hinweg bis auf die andere Seite des Strafraums, wo gleich zwei Spieler viel zu frei standen, den Ball aber nur schwach auf’s Tor brachten, so dass Poggenborg mit einem spektakulären Hechtsprung noch abwehren konnte.

Der Velberter Torwart geht mit nach vorne

Eine Minute später, beim vielleicht ersten richtigen Kölner Konter, hoppelte der Ball, so schien es aus der Ferne, nach einem Schuss von Dahmani erst über eine der zahlreichen Unebenheiten im Rasen und dann über die Arme des fangbereiten Velberter Torwarts hinweg. Sah jedenfalls ziemlich dämlich aus, zählte aber und war endlich die Entscheidung.

Hoffentlich hat die Mannschaft nun wieder in die Spur gefunden. Nächste Woche steht ein Auswärtsspiel an, was in dieser Saison ja sogar etwas leichter fällt als zuhause. Mit Wattenscheid hat Fortuna zudem den nominell schwächeren Gegner als die Verfolger, die (Lotte) nach Düsseldorf und (Viktoria) gegen Siegen müssen. Schalke II hat spielfrei.

Klar wurde heute noch einmal, dass diese Mannschaft weiterhin gegen jeden Gegner alles in die Waagschale werfen muss, um erfolgreich zu sein. Mit Spitze, Hacke, einzweidrei geht nicht viel. Das wird Uwe Koschinat hoffentlich auch noch Albert Streit beibiegen, der sich mir in zu vielen Szenen auf seine haushohe technische Überlegenheit zu verlassen scheint und dadurch nachlässig wird. Da geht noch viel mehr.

Nach dem Schlusspfiff

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