Fortuna Köln – Bayern München II 1-0

Ein großes Spiel im Südstadion: Zum ersten Mal seit über 30 Jahren ausverkauftes Haus (so sieht das aus), ein ganz großer Name zu Gast (wenn auch nur die Jugendabteilung), und für die Fortuna die ganz große Chance, endlich das Ziel zu erreichen, von dem seit vielen Jahren gesprochen wird – wieder den bezahlten Fußball zu erreichen.

Auflaufen der Mannschaften

Und wie die Mannschaft diese Aufgabe anging, das verdient höchsten Respekt. Jeder Spieler schien perfekt auf seine Aufgabe auf dem Spielfeld fokussiert, jeder machte genau das, was ihm der Trainer aufgetragen hatte, und wenn überhaupt Nervosität sichtbar war, dann „nur“ bei den drei vergebenen hunderprozentigen Torchancen in Halbzeit 1.

Schon nach sechs Minuten hätte Hamdi „Hamdienicht“ Dahmani treffen und seine Rückkehr zur Fortuna krönen können. Und auch wenn der Linke nicht sein stärkster Fuß ist, hätte der Ball doch wenigstens zwei Meter niedriger über’s Tor streichen dürfen, nachdem er alleine und frei vor Raeder zum Schuss kam.

Ercan Aydogmus dagegen merkte man 20 Minuten später die Erfahrung an, die man mit bald 35 Jahren halt hat: Überlegt schob er den Ball mit dem Innenrist auf’s kurze Eck, am Torwart vorbei. Die zehn Zentimeter, die dann fehlten, um nicht den Vollpfosten zu treffen, sondern den Ball vom Innenpfosten ins Netz trudeln zu lassen, will ich ihm nicht vorwerfen. Das passiert.

Tobias Steffen dagegen verließ, wiederum etwas später, sichtbar der Mut: Wer den Anspruch hat, in einer höheren Liga zu spielen, weil er so ein überragender Techniker ist, der muss in einer solchen Situation den Ball entweder entschlossen mit dem Vollspann reindreschen, oder wenigstens einen präzisen Querpass spielen. Das harmlose Heberchen auf den mitgelaufenen Kameraden konnte der Bayerische Abwehrspieler locker abfangen.

Fortuna Köln - FC Bayern München II

Alle diese Situationen entstanden aus Ballverlusten, die sich Bayern II in der Mitte der eigenen Hälfte leistete. Aber als Trainer ter Hag in der Pressekonferenz sagte, dass Torchancen in der ersten Hälfte ja nur aus Fehlern entstanden seien, hatte er zwar sachlich recht. Aber der Unterton war falsch.

Denn die Fortuna hatte eine glasklar zu erkennende Taktik, die eben genau solche Situationen heraufbeschwören und dann ausnutzen wollte. Der Beschwörungsteil gelang, der Nutzen blieb leider aus. Uwe Koschinat hatte eine Viererkette aufgestellt, die aber jeweils auf der ballfernen Seite von entweder Kraus oder Steffen zu einer Fünferkette ergänzt wurde. Wie er erklärte, wollte er so verhindern, dass die Abwehrreihe von den Bayern mit Diagonalbällen zu schnell hin und her geschoben werden konnte. Bei Ballgewinnen war es dann die klare Devise, schnellstmöglich steil nach vorne zu spielen. Das resultierte zwar auch manches Mal in langen Bällen, was nicht imemr attraktiv aussah. Aber zum einen hielt man so den Gegner vom eigenen Tor fern, vermied, eben gerade anders als Bayern, Ballverluste in einem gefährlichen Bereich und konnte vor allem mit der körperlichen Überlegenheit im Angriff (Kraus. Dahmani! Aydogmus!!) versuchen, diese langen Bälle zu behaupten.

Fortuna Köln - FC Bayern München II

Dass auch Bayern sich der eigenen körperlichen Unterlegenheit sehr bewusst war, wurde bei Eckbällen für Fortuna offensichtlich, wenn wirklich jeder Bayernspieler im und am eigenen Strafraum stand. Sievers hatte als letzter Mann an der Mittellinie dann oft 30 Meter freies Feld vor sich.

Die erste Hälfte endete mit einem Pfostentreffer für Bayern nach einem groben Abwehrfehler. Ich hatte schon abgeschaltet und woanders hin gesehen, als der Ball doch noch ans Aluminium klatschte. Das sollte über das ganze Spiel hinweg aber die einzige ganz klare Torchance für Bayern bleiben.

Pause

In Halbzeit 2 bekam das Spiel einen etwas anderen Charakter. Bayern vermied die defensiven Ballverluste, auch weil sie nun häufiger zu ihrem Keeper zurückpassten. Das Spiel wogte nicht mehr ganz so schnell hin und her, es gab längere Ballbesitzphasen auf beiden Seiten. Und dann sah es auch bei der Fortuna gar nicht schlecht aus, was sie anstellte: Klares und sicheres Passpiel mit Andersen als Fixpunkt. Sievers hatte auf rechts ein paar gute Dribblingansätze, kam aber nur einmal bis zur Grundlinie durch. Von Steffen auf links kam mir etwas zu wenig, aber unterm Strich sah das immer sicher aus.

Bayern zeigte zwar, dass sie die technisch bessere Mannschaft waren, aber sie konnten sich keine guten Torchancen erarbeiten, immer war ein Kölner Bein dazwischen, die meisten Angriffe wurden schon zehn Meter vor dem eigenen Strafraum gestoppt.

Die Entscheidung fiel dann durch eine einstudierte Einwurfvariante: Flach an den Fünfmeterraum, Aydogmus verlängert, Kraus nickt ein.

Jubel nach dem Siegtreffer

Aufgrund der Überzahl klarer Torchancen war dieses Ergebnis verdient, wie auch ter Hag hinterher zugestand. Ein 1-0 ist ein sehr gutes, aber kein überragendes Ergebnis. In München wird eine mindestens genauso konzentrierte Leistung notwendig sein, die dieser Truppe aber auf jeden Fall zuzutrauen ist. Ich kann mir, wie vor dem gestrigen Spiel, alles vorstellen: Ein 3-0 für Bayern, und ein 2-0 für Fortuna. Mein Tipp wäre ein 1-1.

Jedenfalls weiß ich,d ass ich mich darauf verlassen kann, dass die Mannschaft nichts unversucht lassen wird, diese ganz, ganz, ganz große Chance zu nutzen, die Fortuna wieder auf die bundesweite Fußballlandkarte zu schreiben.

Auflaufen der Mannschaften

Hermann Gerland

Michael Schwetje im Interview mit dem WDR

Jubel nach dem Spiel

Endergebnis

Schreibe einen Kommentar: