Kurz nachgefragt bei: Sebastian Flügel, Teammanager bei Fortuna Köln

Sebastian Flügel war in den letzten Jahren der offizielle Haus- und Hof-Fotograf von Fortuna Köln. Geboren wurde er am 02. Januar 1976 in Köln-Longerich, aufgewachsen ist er aber in Pulheim-Geyen. Er hat die Fachhochschulreife und ist ausgebildeter Mediengestalter für Digital- und Printmedien. Seit 2006 ist Sebastian verheiratet, und 2008 ist noch das Amt des Vaters dazugekommen. Sebastian stand mir freundlicherweise für ein Email-Interview zur Verfügung.

Hallo Sebastian, du bist ein inzwischen sehr bekanntes, aber doch noch vergleichsweise neues Gesicht bei der Fortuna. Was hat dich zum ersten Mal ins Südstadion getrieben?

Ein alter Arbeitskollege von mir hat mich mal zu einem Benefiz-Spiel mitgenommen. Damals habe ich dann bei den Tonnen in der Südkurve gestanden. Die ganze Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen.

Seit ein paar Wochen bist du nun der neue Teammanager. Wie bist du zu dem Job gekommen?

Da war ich auch sehr überrascht. In den letzten Monaten hatte ich verstärkt mit den Jungs vom DFC (Deinfussballclub.de) zu tun, und die Zusammenarbeit hat gut geklappt. In vielen Bereichen sind wir auf einer Wellenlänge, auch wenn ich das ganze Projekt am Anfang eher kritisch betrachtet habe.

Was sind deine Aufgaben, wofür bist du als Teammanager bei der Fortuna konkret verantwortlich?

Das Aufgabenfeld ist eigentlich überschaubar. Zu den Auswärtsspielen muss der Bus organisiert werden. Vor den Spielen muss die Aufstellung in das Internetportal des DFBs eingepflegt werden. Der Gegner wird in Empfang genommen. Außerdem stehe ich als direktes Bindeglied zwischen Spielbetriebsgesellschaft und Mannschaft. Die Spieltagsverlegung koordiniere ich auch.

Macht die spezielle Konstellation bei der Fortuna mit Verein, Deinfussballclub.de, DFC-Mitgliedern und Spielbetriebsgesellschaft die Arbeit für dich schwieriger?

Überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Wir ziehen hier zurzeit alle an einem Strang, und die Arbeit zusammen wird immer besser. Neben der Tätigkeit als Team-Manager bin ich ja auch noch Co-Trainer der F2 mit Bahadir Civgen zusammen.

Wie viel Zeit wirst du ungefähr investieren?

In Stunden kann ich das schwer sagen. Da meine Tätigkeit ehrenamtlich ist, sollte sich das Arbeitsvolumen aber in Grenzen halten. Und das ist im Moment auch so.

Bei DFC gibt es eine Diskussion darüber, ob die Besetzung des Teammanagers-Postens den Mitgliedern zur Entscheidung hätte vorgelegt werden sollen. Wie siehst du das?

Bei allen Dingen und Posten, die mit Kosten verbunden sind, halte ich das für zwingend notwendig. Bei ehrenamtlicher Arbeit bin ich mir da nicht so sicher. Hier sollte man vielleicht froh sein, dass man für nicht entstandene Kosten etwas mehr Geld in Spieler anlegen kann.

Du hast es erwähnt: Du machst den Job ehrenamtlich. Dein Auftraggeber, die Spielbetriebsgesellschaft der Fortuna, ist aber eine auf Gewinn ausgerichtete Gesellschaft. Hast du kein Problem damit, dass du mit deiner Arbeit anderen beim Geld verdienen hilfst, selbst aber von diesem Geld nichts siehst?

Du hast es ja schon im Eingangssatz deiner Frage formuliert. Die SBG ist auf Gewinn ausgerichtet. Das heißt aber nicht, dass sie gegenwärtig schon Gewinn erzielt. Langfristig soll das natürlich anders aussehen. Und wenn das so ist, haben wir natürlich eine veränderte Situation. Darüber habe ich mit DS (Dirk Daniel Stoeveken, Geschäftsführer von DFC) aber auch schon offen gesprochen. Mein Tätigkeitsfeld ist momentan noch nicht sehr groß. Wenn sich das verändert, die Fortuna wieder im bezahlten Fußball ist und ich noch in dieser Position sein sollte, müssen wir die Situation noch einmal überdenken.

Was kannst du dir von Oliver Bierhoff abgucken, dem ranghöchsten Teammanger des deutschen Fußballs: Nur die Wahl des richtigen Shampoos?

Bei meinem nicht ganz so voluminösen Haar ist Shampoo eigentlich nicht das zentrale Thema. Die Arbeit von Oliver Bierhoff kann ich nicht genug beurteilen um mir von ihm etwas abzuschauen. Aber ich glaube man kann sagen, dass zwischen seiner Verantwortung und meiner Welten liegen.

Kümmerst du dich weiterhin um die Art Direktion des Heimspiels (Stadionheft von Fortuna)?

Wenn es die Zeit zulässt, werde ich das auch weiterhin machen. Der neue Redakteur hat sich sehr gut ins Team eingebunden und macht die Arbeit somit wieder ein Stück leichter und angenehmer.

Vielen Dank für das Interview, Sebastian!

Sebastian Flügel
Sebastian Flügel

Kurz nachgefragt bei: Lukas Stelmaszyk, Stadionsprecher bei Fortuna Köln

Lukas Stelmaszyk ist ein Kind der Kölner Südstadt: 28 seiner bald 30 Lebensjahre hat er im Stadtteil Zollstock verbracht, in dem auch Fortuna Köln zuhause ist. Geboren wurde er am 08.12.1979 in Laurahütte, dem polnischen Siemianowice Śląskie.

Lukas spricht bereits seit einiger Zeit auf Deinfussballclub.de die Kommentare der Video-Spielberichte im Mitgliederbereich. Heute vor einer Woche, beim Spiel der Fortuna gegen den VfB Speldorf, gab er seine Premiere als Stadionsprecher im Südstadion. Mir stand er freundlicherweise für ein Email-Interview zur Verfügung.

Lukas, du bist seit dieser Saison der neue Stadionsprecher der Fortuna im Südstadion. Welche Fähigkeiten muss man eigentlich mitbringen, um diese Aufgabe ausfüllen zu können?

Lukas: Organisationstalent, Stressresistenz, Offenheit, Ideen, Spontaneität.

Was guckst du dir von Klaus Schmitt ab, der den Job jahrelang vor dir gemacht hat?

Lukas: Ich orientiere mich nicht an meinen Vorgängern Manfred Dorschler oder Klaus Schmitt, da mit einem neuen Stadionsprecher möglichst auch neuer Wind in die Moderation kommen soll. Trotzdem bewundere ich ihre Arbeit, die sie über Jahre gemacht haben.

Was willst du hingegen verändern?

Lukas: Mehr aktuelle, „fanaffine“ Musik, Interviews und Interaktion mit den Fans.

Mir hat gut gefallen, dass ihr die Pressekonferenz vor die Haupttribüne verlegt habt. Wessen Idee war das, und was hat den Anstoß gegeben?

Lukas: Die Idee ist von den Verantwortlichen des DFC (Deinfussballclub.de) entwickelt worden. So sind die Fans noch näher am Geschehen und bekommen gleich nach dem Spiel fachliche Analysen der Trainer.

Wird es für die anwesenden Journalisten so aber nicht auch schwieriger, Fragen zu stellen? Schließlich ist die räumliche Distanz zu den Trainern nun recht groß.

Lukas: Grundsätzlich ist es so, dass die Journalisten die Trainer ohnehin gerne im persönlichen Gespräch befragen, um exklusives Material zu bekommen. Trotzdem arbeiten wir natürlich daran, den Medienvertretern die Möglichkeit zu bieten, ihre Fragen im Rahmen der Pressekonferenz zu stellen.

Es gab im Heimspiel-Forum Kritik an deinem Versuch, wie in den großen Stadien die Nachnamen der Spieler von den Fans rufen zu lassen: Dafür gebe es im Südstadion einfach zu wenig Fans, außerdem sei die Fortuna eben nicht der FC. Willst du das beibehalten?

Lukas: Auch ich muss sagen, dass der erste Versuch gescheitert ist. Wir behalten die Entwicklung im Auge, nehmen derzeit aber Abstand davon, die Aufstellung auf diese Weise zu präsentieren, da unter dem Strich zu wenig Zuschauer partizipieren.

Die Soundanlage klang arg brustschwach, sobald du mit dem Funkmikro unterwegs warst. Arbeitet ihr daran?

Lukas: Wir haben bereits ein neues, leistungsstärkeres Funkmikro im Einsatz, das sich gegen Wiedenbrück bereits bewährt hat.

Nach dem ersten Spiel ist deine Musikauswahl allgemein gelobt worden. Legst du im Stadion dieselbe Musik auf, die du auch zuhause hörst?

Lukas: Sicher ist der eine oder andere Titel dabei, den ich zuhause nicht unbedingt höre, aber im Großen und Ganzen ja.

Hast du schon Kontakt zu Arnd Zeigler gehabt, der ja bei Werder Bremen den Stadionsprecher gibt und auch Deinfussballclub.de unterstützt?

Lukas: Nein, bislang noch nicht.

Wie stellst du dir deine Zusammenarbeit mit den Fanclubs vor?

Lukas: Wir planen hier eine engere Zusammenarbeit, damit die Interessen der Fanclubs besser gewahrt werden und die Heimspiele zu einem „etwas anderen“ Besuch werden.

Wie erwartest du den Verlauf der kommenden NRW-Liga-Saison für die Fortuna?

Lukas: Die beiden anstehenden Partien gegen Hamm und Bergisch Gladbach werden sicher zeigen wohin der Weg führt. Die einzelnen Mannschaftsteile müssen noch besser ineinander greifen, denn nur als homogene Elf hat man in dieser Klasse eine Chance. Grundsätzlich muss der Blick der Fortuna nach oben gehen, von einem Aufstieg in der laufenden Saison kann und will ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht sprechen.

Vielen Dank für die Antworten!

Lukas Stelmaszyk mit Matthias Mink und Dirk Wißel (Trainer VfB Speldorf)
Lukas Stelmaszyk mit Matthias Mink und Dirk Wißel (Trainer VfB Speldorf)

Fortuna live im Radio

Kleiner Veranstaltungstipp: Wer die beiden Traditionsmannschaften von Fortuna Köln und den Sprtfreunden Siegen mal live erleben will, ohne vor Ort zu sein:Das Internet-Radio 90elf.de überträgt am Oster-Montag, 13.04.2009, um 15 Uhr live aus dem Südstadion die Oberligapartie zwischen beiden Teams.

Ich bin übrigens derjenige, der im Hintergrund immer „Jetzt spiel doch mal nach vorne, Hoffmann!!“ brüllt.

Fortuna Köln – SG Wattenscheid 09 5-1 (1-1)

Will man nach so einem Abend meckern? Etwa den alten Spruch zitieren, dass man lieber fünfmal 1-0 gewinnen sollte als einmal 5-0? Letztlich darf man das aber wohl auch so sehen: Die Fortuna hatte in den ersten beiden Rückrundenspielen jeweils die Möglichkeit gehabt, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden und doch verloren, am Ende nicht einmal unverdient. Da wirkt dieses Spiel im Vergleich wie der gerechte Ausgleich, in dem nach dem 1-1 nicht viel ging, das Spiel auch hätte verloren gehen können, bis der Mann des Abends kam, vom Trainer bis auf’s Blut gereizt: Kevin „The Kid“ Kruth – jeder Schuss ein Treffer!

Aber der Reihe nach.

Vor dem Anpfiff

Die schlimme Zeit der Spielabsagen ist endlich vorbei, seit in Köln der Frühling seinen wohl letztgültigen Einzug gehalten hat. Die Fortuna, der zahlreiche Nachholspiele ins Haus stehen, hatte den Auftakt in die Rückrunde sauber verpatzt: Eine Niederlage gegen Alemannia Aachen und eine Niederlage bei der abstiegsbedrohten Hammer SV hatten die Mannschaft unter Zugzwang gebracht. Zu diesem, also unbedingt zu gewinnenden Heimspiel kam nun ausgerechnet ein Team, gegen das man sich vor nahezu exakt 20 Jahren in der zweiten Liga eine unvergessene Partie geliefert hatte, als beide Vereine noch um den Aufstieg in die 1. Bundesliga kämpften. Heute befindet man sich zwar wieder in derselben Tabellenregion, allerdings zwei Etagen tiefer (wenn man sich die 3. Liga kurz noch mal wegdenkt) in der Oberliga. Und auch um den Aufstieg geht’s aktuell nicht, sondern um einen etablierten Mittelfeldplatz und das Wahren eines hinreichenden Abstands vor den Abstiegsplätzen, wenn auch mit einer klitzekleinen Perspektive nach oben.

Wegen der sehr großen Personalsorgen der Fortuna hatte Trainer Mink vor dem Spiel sogar den wegen Displinlosigkeiten eigentlich suspendierten Cedric Mimbala zurück ins Team geholt. Trotz der Rotsperre von Stefan Hoffmann setzte Mink auf ein 4-2-3-1-System mit dieser Aufstellung: Möllering – Malsch, Mimbala, Schroden, Gran – Höffgen, Beckers – Maaßen , Blankenheim, Dahmani – Stasiulewski.

Vor dem Anpfiff

Die Taktik sollte sich zu Beginn des Spiels auszahlen. Die Fortuna setzte den Gegner im Mittelfeld unter Druck, gewann Bälle und spielte die mit kurzen Kombinationen schnell nach vorne, wo Stasi in bewährter Manier auf Höhe der gegnerischen Abwehrkette auf sein Stichwort wartete. Das sah alles wirklich gut aus und hätte auch schon früher als in der 15. Minute zum 1-0 führen können.

Es lohnte sich aber zu warten, denn mit diesem ersten Treffer trug sich der beste Spieler der Partie in die Annalen ein: Christian Beckers. Auf einer der beiden Sechserpositionen war er der dominierende Mann, fing gegnerische Angriffe mit sehr gutem Stellungsspiel und Zweikampfstärke früh ab und, was für ein Unterschied zu sonst: Er machte das Spiel im Anschluss sofort schnell! Da wurde nicht erst mal auf den Ball getreten, nicht nach hinten oder zur Seite gepasst, sondern da gingen der Blick nach vorne und der Ball steil. Dass dabei auch mal was schiefgeht, ist in der NRW-Liga normal. Aber der erkennbare Wille, die kurzfristige Unordnung des Gegners auszunutzen: Das ist einfach moderner Fußball, so muss ein Sechser spielen.

In der 15. Minute: Angriff abgefangen, kurzer Pass von Beckers auf Blankenheim (?), der legt raus auf den linken Flügel, und als Hamdi Dahmani dann einen gut getimten und scharfen Ball in den Strafraum zog, war Beckers schon bis dahin durchgestartet und nickte lässig hinter dem überflankten Torwart ein. Zwar kein spektakuläres, aber doch ein Traumtor. Denn genau so geht Fußball, wenn man ihn als taktisch modern geschulte Mannschaft spielt!!!

Kurz darauf dann aber zwei Szenen, die zum Knackpunkt des Spiels hätte werden können. Erst einmal einer der üblichen, kurzen Steilpässe aus dem Mittelfeld auf Stasi, der 30 Meter frei auf den Keeper zusprintet – und vergibt. Wieder mal, wie schon in den letzten beiden Spielen, eine 100-Prozentige versemmelt und in diesem Fall die frühe Vorentscheidung verpasst. Aber Kopf hoch, Stasi, das wird schon wieder! Im Moment hat er einfach ein bisschen Scheiße am Fuß kleben. Die Ansätze sind da, der Wille ist da, die Gefährlichkeit ist da, nur die Präzision nicht. Aber Miro Klose hat’s ja auch geschafft!

Wirklich, wirklich ärgerlich dann der Ausgleich der Wattenscheider in der 28. Minute. Cedric Mimbala war bei einer Standardsituation mit nach vorne gegangen, auch der zweite Ball wurde noch mal steil auf ihn gespielt, so dass er vorne stand, als der Wattenscheider Befreiungsschlag vom verbliebenen Innenverteidiger, Käptn Schroden, an der rechten Außenlinie, kurz hinter der Mittellinie abgefangen wurde. Doch Schroden wartete, wollte nicht zum Torwart zurück spielen und den Ball auch nicht nach vorne schlagen. Keiner seiner Mannschaftskameraden kam ihm helfen, dafür stürzten sich drei Wattenscheider entschlossen auf ihn, luchsten ihm den Ball ab, ein schneller Konter, Querpass, 1-1. Ätzend.

Wattenscheid jubelt nach dem Ausgleichstreffer

Nach diesem Treffer war der Faden der Fortuna völlig von der Rolle (<–Rekordversuch in Metapherndichte), und Wattenscheid kam zu einigen guten Chancen. Schon vor dem Ausgleich hatte man einmal die Querlatte getroffen, aber nun war es nur noch Keeper Möllering (eine unfassbare Oliver-Kahn-Gedächtnisparade, erst mit einem Armwischer den Kopfballaufsetzer rausgeholt und sofort danach, schon wieder im Stehen, mit dem Fuß geklärt) und der aufmerksamen Innenverteidigung mit einem immer gut stehenden Cedric Mimbala zu verdanken, dass die Fortuna das Unentschieden mit in die Pause nehmen konnte.

Yoga?

Nach der Pause verflachte das Spiel dann erst einmal zusehends. Die Fortuna war zwar leicht feldüberlegen, kam aber nicht mehr zu Chancen. Insbesondere Stasi tat sich mit einigen überhasteten Abspielen als Kombinations-Senke hervor, so dass seine Auswechslung in der 66. Minuten logisch war. Keineswegs logisch war allerdings, dass Trainer Mink für Stasi nicht Kevin Kruth sondern Felix Bably brachte und den etwa ponygroßen und nicht direkt für seine Torgefahr gerühmten Flügelwirbler auf die Mittelstürmerposition beorderte. Was sollte der da? Das wusste Bably wohl selbst nicht so genau, allerdings bekam er auch keine guten Anspiele, und wenn, stand er im Abseits. Effekt dieser Personalmaßnahme: circa null.

Ganz anders dann in der 77. Minute: Kevin Kruth kam für Daniel Maaßen, Bably rückte auf den vertrauten und bis dahin von Maaßen gehüteten rechten Flügel, Kruth ging in die Hot Zone. 30 Sekunden später: Kurzer Steilpass an die Strafraumgrenze, Kruth war gestartet, nicht im Abseits und versenkte gegen den herausstürzenden Wattenscheider Torwart mit seiner ersten Ballberührung zum 2-1. Dass er anschließend laut schreiend und agitierend zur Trainerbank lief, zeigte jedem im Stadion deutlich, dass er mit seinem Einsatz wohl früher gerechnet hatte. In solchen Situationen weiß man allerdings nie, ob nicht doch der Trainer alles richtig gemacht hatte, denn in den letzten beiden Spielen war Kruth nicht überragend gewesen. So ein bisschen Wut kann da manchmal genau das sein, was ein Spieler braucht.

Jedenfalls war mit diesem Tor der Bann gebrochen. Die Fortuna beherrschte das Spiel jetzt nach Belieben und kam zu Treffern im Minutentakt. Erst Dahmani in der 80., wenn auch mit viel Glück: Er hätte den Ball eigentlich quer legen müssen, schloss eigensinnig selbst ab und bekam den gehaltenen Ball im Fallen noch einmal vor die Füße.

Fortuna-Jubel

In der 82. Minute die endgültige Selbstdemontage der SG, mit einem Klassiker unter den Missverständnissen: Langer Ball der Fortuna in die Mitte der gegnerischen Hälfte, nur Kruth spritzt hinterher. Der Wattenscheider Torwart und Innenverteidiger gehen beide zum Ball, der Innenverteidiger köpft ihn sanft nach hinten, an seinem Torwarte vorbei, nur um sofort diesem zu kollidieren – und Kruth läuft locker mit dem Ball bis ins Tor durch.

Das 5-1, schon in der Nachspielzeit, war dann so ein Tor, wie es nur fällt, wenn alles klappt: Der Ball springt 20 Meter vor dem Tor auf, Kruth zieht einfach mal ab, trifft voll, und das Spielgerät macht einen sanften Bogen fast mitten ins Netz. Ach, juchheißa, was war das nur für eine Freude!

Jubel über Kevin Kruths 5-1

Am Ende also ein schöner, deutlicher Sieg, mit dem sich die Fortuna hoffentlich den ganzen Frust über den späten Rückrundenstart und die verlorenen Auftaktspiele von der Seele geballert hat. Dass der Gegner nicht vier Tore schlechter war, sondern bestenfalls ein oder zwei, und dass man so ein Spiel in der der ersten Halbzeit sogar verlieren kann – all das kann einem in so einer Situation mal gepflegt egal sein. Denn wie sagt mein Freund Don Willi immer so schön: Besser deine Mama weint als meine.

Spieler des Spiels: logischerweise Dreifachschütze Kruth, mal wieder Christopher Möllering, der sichere Cedric Mimbala, und überragend, wenn auch gegen Spielende leicht nachlassend: Christian Beckers. Wenn er diese Leistung bestätigen kann, dann könnte er nicht einfach nur ein sehr guter Wintereinkauf werden, sondern endlich auch der lange fehlende Spieler sein, der in der Mannschaft ein funktionierendes Scharnier zwischen Abwehr und Angriff bildet. Mit einer Achse wie Möllering – Mimbala – Beckers – Blankenheim/Glaser – Stasi kann einem in dieser Liga alles gelingen, wenn denn die Form und der Einsatz stimmen, wie gestern während rund 50 Spielminuten.

Am Ende: Alles Jubel!

Dank an die Fans

Alle Fotos und Videos vom Spiel: Meine, Sebastian seine und palimphoto ihre.

Fortuna Köln – Alemannia Aachen II 1-2 (0-2)

Wer weiß, wie es mir heute ginge, wenn gestern nicht Stephan Glaser und Daniel Blankenheim verletzt gewesen wären und die Fortuna vielleicht gepunktet hätte? So wurde neben meinen Abwehrkräften auch noch meine Moral geschwächt, und ich kränkele heute mit dem Laptop auf den Knien im Bett vor mich hin. Ich bitte also darum, mir vielleicht ein paar mehr Tippfehler als sonst zu verzeihen.

Über das erste Rückrundenspiel der Fortuna zu berichten, muss aber natürlich trotzdem heilige Pflicht sein. Schließlich waren in diesem Jahr schon geschlagene sechs Spiele ausgefallen: Fünf Rückrundenspiele und das Nachholspiel gegen Dattenfeld. Das Match gegen die Alemannia war nun schon eines der zahlreichen Nachholspiele, die der Fortuna ins Haus stehen. Der Rasen im Südstadion stand gestern also unter besonderer Beobachtung, schließlich war sein Zustand der Grund für die Heimspiel-Absagen gewesen. Am Ende muss man sagen: Die Wiese war okay bespielbar, auch wenn ein Greenkeeper aus Wimbledon das anders sehen würde. Hier und da holperte es schon mal, größere Katastrophen blieben aus, insgesamt war das Feld gut bespielbar. Auch nach der Partie waren nur die normalen Spuren eines Oberliga-Spiels zu erkennen, keine allzu großen Schäden. Mit einem bisschen Ruhe (Naja, am Wochenende kommt Leverkusen II zu ihrem zweiten aus der BayArena ausgelagerten Heimspiel…) und ordentlichem Wetter müsste sich das Geläuf wohl wieder erholen, auch wenn es in dieser Saison keine Flokati-Qualität mehr erreichen wird.

Hamdi Dahmani

Nun aber endlich zur Sache: Fußball! Die Fortuna ging mit großen Personalproblemen ins Spiel. Besonders schwer wog der Ausfall der Kreativabteilung: Stephan Glaser und Daniel Blankenheim (Grippe) waren nicht verfügbar. Ioannis Foukis, wenn auch nicht Stammspieler so doch eine wichtige Option für die linke Seite, fällt nach einem Kreuzbandriss länger aus, Ramin Waraghai ist ebenfalls verletzt und noch nicht mal im Lauftraining, Andy Moog hat Rücken. Schlussendlich hatte Trainer Matthias Mink noch Cedric Mimbala aus disziplinarischen Gründen suspendieren müssen, was die Mannschaft rein sportlich betrachtet auch nicht stärkte. (Löblich übrigens, dass Cedric sich trotz des Trubels um ihn gestern auf der Tribüne blicken ließ!) Aber wie sagt man als Co-Trainer dann immer: Können halt mal die von der Bank zeigen, warum sie sonst auf ihren Einsatz drängen.

So ging die Fortuna im Endeffekt also mit dieser Aufstellung ins Spiel: Möllering – Gran, Schroden, Jagusch, Malsch – Dahmani, Hoffmann, Beckers (46. Halili), Maaßen (80. Podlas) – Kruth (46. Bably), Stasiulewski. Wenn ich das richtig gesehen habe ein 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeldspielern. Daniel Maaßen ersetzte Stephan Glaser auf dem rechten Flügel, dafür nahm Jan Malsch seine Abwehrposition ein. Ersatzkapitän Frank Schroden rückte, wie schon mehrfach in der Saison geübt, in die Innenverteidigung.

Spielerkreis vor dem Anpfiff

Es begann schlecht. Die Fortuna fand in der ersten Halbzeit nie ins Spiel, der Ausfall von Blankenheim und Glaser machte sich sehr schmerzhaft bemerkbar, denn nach vorne ging wenig, hatte das Spiel keine Struktur. Und dennoch hätte Stasi sein Team in Führung schießen können, als er nach feinem Steilpass durch die aufgerückte Aachener Abwehr völlig frei auf den Torwart zulief und erschreckend deutlich verzog. (Im DFC-Forum wird über einen Maulwurf Platzfehler gemutmaßt, der den Ball kurz vor dem Schuss verspringen ließ.)

Das war’s dann aber auch erst mal mit der Herrlichkeit, in der Folge hatte in einem zerfahrenen Spiel nur Aachen Chancen. Und was für welche. Gleich mehrfach hätten die Amateure in Führung gehen müssen, bis es in der 14. Minute so weit war: Tibor Heber netzte ein.

Die Fortuna bemühte sich zwar um eine Reaktion, spielte engagierter nach vorne, aber nur um den Preis von immer gefährlicher werdenden Aachener Kontern. Ich hoffte nur noch, dass man mit dem 0-1 wenigstens in die Pause kommen würde, was aber nicht gelang. Erst konnte Käptn Frank noch einmal den Ball von der Torlinie schlagen, kurz darauf aber bekam die Fortuna den Ball nicht aus dem Strafraum, und ein Schuss von wiederum Tibor Heber wurde von einem am Boden liegenden Fortunen endgültig unhaltbar ins eigene Netz abgefälscht.

0-2 also zur Pause, ein leider den gezeigten Fähigkeiten entsprechendes Ergebnis, auch wenn der Aachener Keeper noch einen Kopfball von Kevin Kruth nach schöner Flanke von Dahmani mit Mühe hatte abwehren müssen.

Mond überm Südstadion

In der zweiten Halbzeit ging dann der Mond über dem Südstadion auf, und endlich auch ein bischen der Stern des Kölner Südens. (Verzeihung.) Trainer Mink hatte zweimal gewechselt: Christian Beckers, ein Neuzugang aus der Winterpause, und Kevin Kruth verließen den Platz für Felix Bably und Ermir Halili. Ob es an diesen Umstellungen lag, mit denen Mink die Mittelfeldpräsenz der Fortuna verstärkte? Jedenfalls kam die Mannschaft besser ins Spiel, erarbeitete sich eine optische Überlegenheit, auch wenn die ganz großen Drangphasen und Torchancen ausblieben.

So blieb es dem insgesamt schlimmen, kleinlich pfeifenden und gockelhaft agierenden Schiedsrichter Cetin Sevinc vorbehalten, der Fortuna zum Anschlusstreffer zu verhelfen. Denn zur Überraschung aller Anwesenden im Stadion zeigte er in der 59. Minute auf den Punkt: Elfmeter für Fortuna. Hatte er ein Handspiel des einen Stasi-Schuss blockenden Aacheners gesehen? War da ein Foul an Stefan Hoffmann, der den Pass in den 16er gespielt hatte? Keine Ahnung (muss aber nicht heißen, dass da nichts war). [Update nach Betrachten des Videos vom Spiel bei deinfussballclub: War tatsächlich ein klarer Elfmeter. Stefan Hoffmann, der den Ball hatte Richtung Elfmeterpunkt zu Stasi passieren lassen, wird von einem Aachener umgesenst.]

Jedenfalls ließ sich Stefan Hoffmann die Chance nicht entgehen und verwandelte souverän.

In der letzten halben Stunde entwickelte sich dann ein offener Schlagabtausch beider Mannschaften, bei dem, wie zu Beginn des Spiels, die Fortuna die Spielanteile, Alemannia aber die Chancen auf ihrer Seite hatte. Die Konter waren brandgefährlich – allerdings nur bis zum Abschluss, bei dem die Grenzgebietler reihenweise und teilweise absurd versagten. Höhepunkt war eine Situation, bei der ein Aachener den Ball an der Strafraumgrenze stoppen und, nur einen Abwehrspieler auf Elfmeterpunkthöhe vor sich, in Ruhe Maß nehmen konnte. Er entschied sich für die Tor-des-Monats-Variante mit dem Außenrist, traf den Ball aber eher mit der Pike und pölte ihn im Ergebnis völlig unmotiviert ins Toraus.

Doch Schadenfreude war unangemessen, schließlich lag die Fortuna zurück und konnte keine allzu große Gefahr mehr vor dem Aachener Kasten heraufbeschwören, obwohl sogar Christopher Möllering mit nach vorne ging.

Möllering (in weiß) stürmt mit

Das Ende wartete noch mit zwei Knalleffekten auf. Zunächst gab es in 89. Minute einen Elfer für Aachen, den man wirklich nicht geben muss, den Möllering aber bravourös hielt. (War allerdings auch schwach und unplatziert geschossen.)

Bei der folgenden Ecke für Aachen stellte sich Stefan Hoffmann als Minimauer auf, der Linienrichter bemängelte seinen Abstand zur Eckfahne, Hoffmann deutete erregt auf die entsprechende Markierung an der Torauslinie, der Linienrichter hob sein Fähnchen, der Hauptschiedsrichter eilte herbei – zeigte Hoffmann die Rote und pfiff das Spiel sofort ab, obwohl noch kaum eine Minute nachgespielt worden war. (Schisser.) Übereinstimmenden Berichten von Zuschauern zufolge, die dem Geschehen näher standen, sollen die Worte „Da ist ne Linie, du Arschloch“ gefallen sein.

Rudel nach der roten Karte gegen Stefan Hoffmann

Kommen wir also zum Fazit, in dem ich, wenn die Schlussszene nicht gewesen wäre, Stefan Hoffmann endlich mal hätte loben können. Zwar gab es wieder den ein oder anderen bösen Ballverlust im Mittelfeld, aber wenn er sich aktiv ins Angriffsspiel mit einschaltete, verstand er es immer wieder, Gefahr herauf zu beschwören. In der Rückwärtsbewegung ist er sowieso verlässlich. Aber in der allerletzten Minute mit einer Schiedsrichterbeleidigung die ohnehin personell geschwächte Mannschaft voraussichtlich über mehrere Spiele weiter zu dezimieren ist kaum verzeihlich. Seine Erregung in der Situation ist verständlich, und vielleicht reagiert man in der zweiten griechischen Liga in so einer Situation auch immer mit einer Beleidigung. In der deutschen Oberliga gibt’s dafür aber Rot und hoffentlich eine fette Zahlung in die Mannschaftskasse.

Bester Spieler der Fortuna war ohne Zweifel Keeper Möllering, der gerade in der ersten Halbzeit die Fortuna mehrfach vor dem möglichen Zwei- oder Drei-Tore-Rückstand bewahrte. Der Rest des Teams blieb unter seinen Möglichkeiten, konnte den Ausfall der beiden Taktgeber nie wirklich kompensieren. Das ist verständlich, und wahrscheinlich steht schon am Wochenende Daniel Blankenheim wieder auf dem Platz. Wenn dann auch Dahmani, Stasi und Kruth wieder ihre Form finden, bin ich bereit, die erste Halbzeit als einen Start mit stotterndem Motor abzuhaken.

Am Ende muss ich aber den Aachenern ein Kompliment machen: Sie waren ein sehr starker Gegner, pressten geschickt und engagiert und hätten höher gewinnen können, wenn sie ihre Chancen nur ein bisschen besser verwertet hätten. Das 1-2 war doch letztlich ein leider gerechtes Ergebnis, insbesondere aufgrund der ersten Halbzeit. Man konnte erkennen, dass Aachen nicht umsonst weit vorne in der Tabelle steht.

P.S.: Alle meine Fotos vom Spiel auf Flickr. Die Fotos von palimphoto auf Flickr.

P.P.S.: Ich lege den Laptop dann jetzt mal beiseite und widme mich dem Erholungsschlaf, begleitet vom Vormittagsprogramm von Phoenix.

Fortuna Köln – FC Gütersloh 2000 4-0

Was war nach einigen der weniger zufriedenstellenden Heimspiele dieser Saison nicht jeweils geschrieben worden: Wenn man gegen <jeweiligen Gast hier einfügen> nicht souverän gewinne, dann werde das nie was, eine schwächere Mannschaft hätte sich im Südstadion noch nicht vorgestellt. Da hatte man aber ja auch den FC Gütersloh noch nicht gesehen.

Die Gäste waren mit der schlechtesten Auswärtsbilanz aller NRW-Liga-Teams angereist: ein Punkt und ein Tor aus fünf Begegnungen, bei 16 Gegentoren. Die Habenseite blieb nach dem Spiel gestern im Südstadion unverändert, die Sollseite verschlechterte sich allerdings um vier Tore. Die Fortuna dagegen verbesserte sich in der Heimtabelle, die vor dem heute stattfindenden Großteil des Spieltags allerdings doch recht verzerrt ist, auf Platz 2 mit einer Bilanz von 4-2-1. So schlecht ist das für einen Aufsteiger nicht, selbst wenn die spielerischen Leistungen oft auch von mir bemängelt wurden.

Gestern Abend also, zur ungewohnten Anstoßzeit um 18 Uhr am Samstag, stieg die Partie gegen Gütersloh unter Flutlicht bei recht angenehmen 10° Lufttemperatur, allerdings ekligem, leichtem Nieselregen.Trainer Mink ließ dieselbe Mannschaft auflaufen, die letzte Woche den späten Sieg gegen Delbrück errungen hatte: Möllering – Moog, Mimbala, Jagusch, Waraghai – Schroden, Hoffmann – Glaser , Blankenheim, Dahmani – Kruth. Gegen einen defensiv erwarteten Gegner versuchte man es also, genau wie der FC Bayern gestern zunächst gegen Bielefeld, mit einem 4-2-3-1.

Abendlicher Eingang zum Südstadion

Auflaufen der Mannschaften

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Schon in der 7. Minute erzielte Daniel Blankenheim den ganz wichtigen, frühen Führungstreffer: Hoher Ball vor’s Tor, Kevin Kruth (?) scheitert mit einem Kopfball am Keeper, der den Ball allerdings nur kurz abwehren kann, kurzes Gestocher, dann ein Querpass und Blankenheim steht nur wenige Zentimeter vor der Torlinie so unbedrängt, dass er sich den Ball sogar noch zurecht legen und in aller Ruhe einschieben kann. Der erste Jubel des Abends!

Jubel nach Daniel Blankenheims 1-0

Dann allerdings kam genau die Reaktion, die ich aufgrund der Erfahrungen der letzten Wochen befürchtet hatte: Die Fortuna stellte sich hinten rein und ließ den Gegner kommen. Das war unnötig wie ein Kropf, denn offensiv hatte man in der Anfangsphase bewiesen, dass gegen diesen schwachen Gegner einiges gehen könnte. Warum also eine frühe 1:0-Führung verteidigen statt ausbauen?

Es war das Glück der Fortuna, dass Gütersloh die gefühlten 70% Ballbesitz in den auf das Tor folgenden 15 Minuten nicht zu nutzen wusste. Nicht einmal eine ernsthafte Torchance spielten sich die Gäste heraus. Vielmehr halfen sie der Fortuna sogar tatkräftig, die Führung auszubauen: Bei einem Konter spielte Hamdi Dahmani an der linken Strafraumgrenze elegant einen Gütersloher aus. Der hatte das irrige Gefühl, sich das nicht bieten lassen zu können und ließ, obwohl er bei weitem nicht letzter Mann war, genau auf der Linie das Bein stehen. Dahmani fiel, der Schiedsrichter pfiff: Ein so klarer wie unnötiger Elfmeter, sicher verwandelt von Daniel Blankenheim (27.).

Elfer!

Elfer zum 2-0 durch Daniel Blankenheim

Jubel nach dem 2-0

Mit diesem Treffer war die Partie quasi gelaufen. Die Fortuna übernahm jetzt endgültig das Kommando, kombinierte offensiv erfreulich sicher und wurde sechs Minuten vor der Pause belohnt: Daniel Blankenheim machte einen lupenreinen Hattrick perfekt und verwandelte eine Direktabnahme aus 16 Metern trocken.

Pause. Wir Velbert-Geschädigten wussten zwar: Auch mit einem 3-0 im Rücken ist noch nichts gewonnen. Aber gegen diesen Gegner, was sollte da passieren?

Nichts sollte erst mal passieren. Weder hüben, noch drüben. Das Spiel verflachte nach der Pause zunächst deutlich: Fortuna kontrollierte die Partie ohne große Mühe, riss sich offensiv aber auch kein Bein aus, Gütersloh brachte nach vorne rein gar nichts. Und spätestens nach der gelb-roten Karte gegen die ostwestfälische 10 war klar: Hier passiert nix mehr.

Nix mehr? Doch! Denn es kam noch der Moment, auf den anscheinend alle gewartet hatten: Stasi wurde eingewechselt. Nach der üblen, vor fast genau zwei Monaten gegen Hüls erlittenen Bänderverletzung war der Publikumsliebling und Torschützenkönig der letzten Verbandsligasaison endlich wieder einsatzbereit.

Einwechslung von Stasi nach acht Monaten Verletzungspause

Und sofort brachte er seine lange vermissten Qualität wieder ins Kölner Spiel ein: In den Nahtstellen der gegnerischen Abwehr lauerte Stasi auf den Steilpass und strahlte Gefährlichkeit aus. Dass hingegen die Sicherheit natürlich noch nicht wieder da ist, das zeigte sich kurz später, als er einen schönen Querpass auf den Elfmeterpunkt bei einer Kontersituation direkt nehmen wollte, aber komplett verstolperte. Kann ja nicht gleich alles klappen.

Stasi verstolpert seine erste Chance

Stattdessen zeigte Hamdi Dahmani in der 84. Minute, welch große Qualitäten er nach einem okayen, aber nicht überragenden Saisonstart inzwischen perfektioniert hat: Nach einem kurzen Dribbling auf dem rechten Flügel konnte er frei auf das Gütersloher Tor zulaufen und schob, mit rechts von der rechten Seite, völlig souverän am heraus stürzenden Torwart vorbei flach ins linke Eck ein. Prima gemacht, und eine schöne Belohnung für Hamdis tolle Leistungen in den letzten Wochen!

Jubel nach Hamdi Dahmanis 4-0

Beim 4-0 blieb es dann auch. Ein hoch verdienter Sieg über einen zwar katastrophal schwachen Gegner, gegen den die Tore aber auch erst einmal geschossen werden wollen.

Fortuna jubelt

Stasi!

Zwei Dinge muss die Fortuna jetzt nur noch abstellen: Zum einen die Neigung, in Führung liegend das Spiel einzustellen, dem Gegner den Ball zu überlassen und sich hinten rein zu stellen. Das geht gegen den FC Gütersloh 2000 noch gut, aber schon gegen Gegner wie die SSVg. Velbert geht es erwiesenermaßen schief.

Und dann ist immer noch die Spieleröffnung ein Thema. Gestern klappte das alles zwar schon ein bisschen besser, aber die Nahtstelle zwischen Abwehr und Mittelfeld ist immer noch ein Problemfall. Wenn der Ball erst mal im offensiven Mittelfeld angekommen ist, in dem nach Rotsperre ja seit zwei Spielen auch Stephan Glaser wieder seine Ballsicherheit zur Verfügung stellt, dann muss man keine großen Sorgen mehr haben. Aber aus der Abwehr und dem defensiven Mittelfeld kommt kreativ immer noch viel zu wenig.

Ansonsten aber will ich nach einem deutlichen Heimsieg nicht meckern: Bis heute Nachmittag die anderen Mannschaften spielen (nur Aachen II hat schon sein Heimspiel gegen Delbrück mit 1-1 in den Sand gesetzt) ist die Fortuna sehr guter Tabellenvierter. Und die Chancen stehen angesichts der Spielpaarungen gut, auch heute Abend nicht sehr weit zurück gefallen zu sein.

Schon am Mittwoch um 20 Uhr folgt dann die Reifeprüfung: Im dritten Heimspiel hintereinander (Wie kommt das eigentlich zustande?) geht es gegen den Bonner SC, den aktuell Tabellenzweiten und die einzige noch ungeschlagene Mannschaft der Liga. Ich denke, dass ich mich trotz Champions-League-Konkurrenz (Florenz-Bayern) ins Südstadion begeben werde, um mir anzusehen, ob die verbesserten Qualitäten der Fortuna auch gegen eine der unbestrittenen Spitzenmannschaften der Liga schon ausreichen.

Alle meine Fotos vom Spiel finden sich wie üblich bei Flickr.

Spielerkreis nach dem Sieg

SSVg. Velbert – Fortuna Köln 3-3 (0-2)

Herr, wirf Beständigkeit vom Himmel! Es ist wirklich nicht zu fassen, wie wechselhaft die Fortuna ihre Spiele in dieser Saison gestaltet. Da war dieses 3-3 gewissermaßen im Kleinen ein Abbild der ganzen Saison: 3-0 führte die Fortuna nach 70 Minuten und musste doch noch den Ausgleich hinnehmen. Aber der Reihe nach.

Gäste-Eingang zum Stadion "Zur Sonnenblume"

Gästeblock

Auflaufen der Mannschaften

Fortuna lief in einer 4-2-3-1-Formation ohne besondere Überraschungen auf: Möllering – Moog, Jagusch, Mimbala, Waraghai – Schroden, Hoffmann – Blankenheim, Dahmani, Bably – Kruth. Vom Anpfiff weg drängte die Mannschaft die abstiegsgefährdeten Velbertesen in die Defensive. Mit laufintensivem Forechecking konnte der verunsicherte Gegner zu Fehlern gezwungen werden. Und schon in der 3. Minute hätte es fast geklingelt: Daniel Blankenheim zog aus 18 Metern ab, sein Schuss wurde zur Bogenlampe abgefälscht und hätte sich ins Tor gesenkt, wenn der Keeper nicht so gerade noch eine Hand dran bekommen hätte. Ärgerlich, aber ein Signal.

Doch nach einer Viertelstunde ließ die Fortuna nach. Ob man nach der Anfangsoffensive die Kräfte schonen wollte? Jedenfalls war auf einmal Velbert am Drücker – und zwar mit einer Wucht, die man ihnen nicht zugetraut hätte. Insbesondere über die linke Abwehrseite der Fortuna wurden immer wieder gefährliche Angriffe eingeleitet: Ein Lattentreffer und ein Schuss, den Möllering nur so gerade noch über den Kasten lenken konnten, waren der zum Glück nicht zählbare Lohn.

Wiederum eine Viertelstunde später besann sich die Fortuna auf ihre Qualitäten, checkte wieder vor und kam innerhalb von zehn Minuten zu zwei Toren: Erst ließ Kevin Kruth die Fans jubeln und zeigte ihnen anschließend zusammen mit Stefan Hoffmann deutlich, was er von der Kritik der letzten Tage gehalten hatte.

Eindeutige Geste von Kevin Kruth in Richtung Fans nach dem 1-0

Dann verlängerte Hamdi Dahmani eine kurzes Zuspiel von Daniel Blankenheim während einer Kontersituation nach Ballgewinn im offensiven Mittelfeld so elegant wie kraftvoll ins lange Eck: 2-0.

Jubel nach Madi Dahmanis 2-0

Das musste es doch sein? Erst mal jedenfalls Pause und Bratwurst (übrigens voll in Ordnung!).

Wurstbude

Nach der Pause ging es erst einmal weiter wie davor. Die Fortuna beherrschte den Gegner, drückte ihn mit viel Einsatz in seine Hälfte, und endlich stand ihr auch mal das Glück beiseite, als sich, für alle Beteiligten überraschend, schon  wenige Minuten nach Wiederanpfiff eine weite Flanke von Stefan Hoffmann ungerührt zum 3-0 ins lange Eck senkte.

Befreit spielte die Fortuna jetzt auf, und die Fans feierten sowohl das Team als auch (nicht erst nach dem dritten Tor) den Trainer: „Mattes Mink, Mattes Mink“-Rufe zeigten deutlich, dass die etwas unerwartete Trainerdiskussion dieser Woche wenigstens bei einem Teil der Fans auf Unverständnis stieß.

Der Übermut sollte nicht belohnt werden. Das Unheil begann, ohne es alleine an ihm festmachen zu wollen, mit der Einwechslung von David Podlas für Felix Bably in der 64. Minute. Bably hatte während seiner Einsatzzeit auf der rechten Seite ordentlich für Alarm gesorgt. Zwar konnte er sich selten so durchsetzen, dass er sich wirklich in eine gefährlichen Flanksituation gebracht hätte. Aber er erarbeitete seiner Mannschaft immerhin eine große Zahl von Einwürfen und Eckbällen, und sorgte ganz allgemein für konstanten Druck auf die Abwehr der SSVg. Podlas dagegen zeigte, was mich schon bei seinen vergangenen Einsätzen an ihm gestört hatte: selbstverliebte, unnötige Dribblings, die er stets so lange fortsetzt, bis er den Ball verloren hatte.

Dennoch hätte natürlich niemals der Ausgleich fallen dürfen. Denn bis noch zur 70. war die Fortuna näher am vierten Tor als Velbert am ersten. Gerade in dieser Phase fehlte schmerzhaft Kapitän Stephan Glaser, der mit Sicherheit den ein oder anderen tödlichen Pass hätte spielen ode rmal einen Gegner hätte aussteigen lassen und das Match so endgültig entscheiden können. Stattdessen zog sich die Fortuna ab der 65. Minute etwas zurück, ließ Velbert kommen, vielleicht auch um mehr Raum für Konter zu haben. Stattdessen stand es aber nach zwei Toren von Daniel Nigbur innerhalb von drei Minuten urplötzlich nur noch 3-2 für die Kölner. Jeder der beiden Treffer kann mal fallen, beide in typischen Strafraumsituationen, aber nicht zwei innerhalb so kurzer Zeit.

Alles blickte auf die Uhr, die Nervosität griff unter den Zuschauern und den Rotgekleideten merklich um sich. Als es dann in der 87. Minute schon fast geschafft war, kam Michael Bestler nach einem zu kurz abgewehrten Ball an der Strafraumgrenze zum Schuss. Und während die Fans schon hörbar ausatmeten, weil Bestlers Schuss zu schwach geraten und Möllering sicher in die Ecke abgetaucht war – lag der Ball auf einmal hinter der Linie. Irgendwo unter der kurzen Rippe von Möllering musste sich das Ding flach gemacht haben und durchgerutscht sein. Ein Klassiker unter den Torwartfehlern, wie man ihn immer wieder sieht. Und wie er einem immer wieder das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Als der Schiedsrichter das Spiel dann sogar überpünktlich abpfiff (trotz vier Toren und einigen gelben Karten keine Nachspielzeit), war der Frust der Fans groß und entlud sich gegen das deprimierte Team. Man muss es der Mannschaft hoch anrechnen, die sich schon in die Kabine schleichen wollte, dass sie dem Beispiel von Kapitän Frank Schroden, Daniel Blankenheim und Kevin Kruth folgte und sich nach und nach fast vollzählig am Trenngitter der Diskussion mit den Fans stellte.

Aussprache zwischen Mannschaft und sauren Fans

Aussprache zwischen Mannschaft und sauren Fans

Am Ende blieb war der Jubel aber eben doch blau, wie schon am letzten Wochenende.

Mal wieder blauer Jubel

Ein mir unerklärlicher Punktverlust. War es Arroganz im Gefühl des sicheren Sieges? Pech? Fehlendes Selbstvertrauen? Eine falsche Auswechslung von Mink? Alles zusammen? Jedenfalls steht die Fortuna wieder nur mit einem Punkt da, was nur umso ärgerlicher ist, wenn man die Tabelle betrachtet: Bis zum 3. Platz sind es nur lächerliche drei Punkte Abstand. So aber verharrt die Fortuna auf einem sicheren Mittelfeldplatz: Für einen Aufsteiger ordentlich, aber in dieser Saison wäre in fast jedem Spiel mehr drin gewesen.

Ich hoffe nur, dass Mannschaft, Trainer und Präsident in dieser Woche das Wasser halten können und der Presse nicht mehr Futter durch öffentliche Diskussionen liefern. Gegen den Tabellen-Fünfzehnten aus Delbrück muss am Freitag unbedingt ein Sieg her. Ob das dann aber Wiedergutmachung für ein Spiel wäre, das eine fehlgeschlagene Wiedergutmachung für das Pokal-Aus war? Hoffentlich ist bald Winterpause, meine Nerven machen das nicht mehr mit.

Am Freitag werde ich denn auch nicht im Stadion sein können, weil ich zum Anpfiff hoffentlich schon mein Zimmer für ein Wochenende am Tegernsee beziehe. Ein bisschen Entspannung darf ja auch mal sein.

Tegernsee

P.S.: Alle meine Fotos von heute bei Flickr.